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Enerige & Management > Studien - „Industrielle Nutzung von Biomasse stärken“
Quelle: Pixabay / Andreas Breitling
STUDIEN:
„Industrielle Nutzung von Biomasse stärken“
Biomasse könnte ein wichtiger Baustein für die Dekarbonisierung der Industrie werden. Ein Dossier der Dena zeigt, wie das gelingen kann.
 
Ein neues Dossier der Deutschen Energie-Agentur (Dena) zeigt auf, wie Biomasse künftig gezielter eingesetzt werden kann und welche politischen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden müssen. Denn: „Biomasse kann einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung der Industrie leisten – wenn sie effizient und strategisch eingesetzt wird“, schreibt die Dena zu ihrem nun vorgelegten Dossier.

Bislang wird Biomasse in Deutschland vor allem zur Wärmeerzeugung in Gebäuden, zur Stromproduktion oder als Kraftstoff im Straßenverkehr genutzt. Nach Angaben der Dena deckte Biomasse 2022 rund 10 Prozent des Endenergieverbrauchs und vermied dadurch etwa 74 Millionen Tonnen CO2.

Der Industrie bleibt die stoffliche und energetische Nutzung bislang jedoch weitgehend verschlossen. Da viele Branchen wie Chemie-, Stahl- und Aluminiumindustrie auch langfristig auf Kohlenstoff angewiesen sind, kann Biomasse hier eine wichtige Rolle übernehmen. Grüner Strom und Wasserstoff reichen nicht aus, „um sämtliche Prozesse zu defossilisieren“. Biomasse könne als nicht-fossile Kohlenstoffquelle dienen oder in Verbindung mit CO2-Abscheidung und Speicherung (BECCS) sogar Negativemissionen ermöglichen. BECCS steht dabei für „Bio-Energy with Carbon Capture and Storage“.

Besonders sinnvoll sei der Einsatz dort, wo fossile Brennstoffe schwer zu ersetzen sind. Dazu zählen die stoffliche Nutzung in der Chemieindustrie, die Reduktion in der Stahlherstellung oder der Ersatz von Grafitelektroden in der Aluminiumproduktion. Auch für Hochtemperaturprozesse wie in der Zement- und Kalkindustrie eröffnet Biomasse Potenziale, insbesondere wenn CO2-Abscheidung ohnehin notwendig ist.

„Aktuell gibt es diese Anwendungen kaum: Fossile Alternativen wie Erdgas sind günstiger und der CO2-Preis entfaltet nur geringe Lenkungswirkung.“ Hinzu kommt eine einseitige Förderlandschaft: Während das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) oder das Gebäudeenergiegesetz (GEG) bestimmte Anwendungen stützen, fehlt eine sektorübergreifende Strategie für die industrielle Nutzung. Dadurch besteht die Gefahr, dass Biomasse nicht dort eingesetzt wird, wo sie den höchsten Mehrwert für Klima und Energiesystem bringt.

„Das Dossier gibt konkrete Empfehlungen, um wirksame Anreize für den Einsatz von Biomasse in der Industrie zu schaffen“, schreibt die Dena weiter. Gefordert wird eine gezielte Ausrichtung der Anreizsysteme. Kostenlose Zuteilungen im EU-Emissionshandel sollten reduziert, der Carbon-Leakage-Schutz gleichzeitig ausgebaut werden. Eine Lebenszyklusbetrachtung oder Umlage könnte Wettbewerbsvorteile für biogene Alternativen schaffen. Klimaschutzverträge sollten auch die stoffliche Nutzung von Biomasse berücksichtigen.

Für bestimmte Produkte könnten Mindestanteile nicht-fossiler Rohstoffe vorgeschrieben werden, und besonders in der Zement-, Kalk- und Abfallwirtschaft ließe sich durch die Kombination von Biomasse mit CO2-Abscheidung ein doppelter Nutzen erzielen.

Biomasse kann nicht flächendeckend fossile Rohstoffe ersetzen, ist aber für bestimmte Anwendungen unverzichtbar. Damit sie ihren Beitrag zur Dekarbonisierung der Industrie leisten kann, braucht es nach Ansicht der Dena klare Prioritäten, technologieoffene Anreize und eine systemübergreifende Strategie. Nur so lässt sich das begrenzte Potenzial effizient ausschöpfen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie sichern.

Langfristig sei zudem eine umfassende Roadmap notwendig, die vorhandene Instrumente bündelt und Zielkonflikte reduziert. „Die Nationale Biomassestrategie (NABIS) sollte zügig abgeschlossen oder durch eine neue, kohärente Roadmap ersetzt werden“, fordert die Dena abschließend.

Das Dossier „Gezielte Nutzung von Biomasse für eine klimaneutrale und wettbewerbsstarke Industrie “ kann auf der Dena-Webseite heruntergeladen werden.
 

Stefan Sagmeister
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